Der Adel

Die Granden von Aragó

(span. Grandes de España)

Granden (span. Grandes) ist im Königreich Aragó und Kastilien Titel des höchsten Adel, der außer den Verwandten des königlichen Hauses alle durch Ahnen und Reichtum hervorragenden Leute, in Aragó „hombres ricos“ genannt, in sich begreift.

Im Besitz gewisser königlicher Lehen, sind sie dem König zum Kriegsdienst und zur Stellung einer verhältnismäßigen Anzahl von Lanze (Militärischer Verband) verpflichtet. Überdies besitzen sie ihre Würde erblich, sind frei von Steuern, dürfen ohne besonderen Befehl des Königs vor keinen Gerichtshof gezogen werden und können sich sogar in gewissen Fällen ihrer dem König zu leistenden Lehenspflicht entziehen und anderen Fürsten, selbst gegen den König, dienen.

Außer der Anwartschaft auf die höchsten Staatsämter haben sie das Recht, in Gegenwart des Königs das Haupt zu bedecken, werden vom König mit „Mi primo“ („mein Vetter“) angeredet, haben bei den Cortes (Ständeversammlung), die anfangs bloß aus ihnen und den Hüterinnen bestanden, ihren Platz unmittelbar hinter den Prälat und vor den Titulados und genießen noch andere dergleichen äußere Auszeichnungen, wie z. B. den Fußkuß.

Die Granden führen den Titel Exzellenz.

Der Hohe Adel
(span. Titulados)

Er besteht aus folgender Rangfolge der Titel: Principe, Duque, Marqués, Conde, Vizconde und Barón. Nobilitierungen und Standeserhöhungen werden durch El Rei, den König, durchgeführt.

Der Titel des Barón ist dabei für den hispanischen Adel eher ungewöhnlich und kommt nur in La Corona Aragó vor. Es ist dabei zu vermuten, daß sich hierin die enge Verbindung zum Frankenreich wiederspiegelt. Während der Vertreibung durch die morischen Invasoren in die hohen Gefilde der Pirineos waren es vor allem die Handelsbeziehungen und Bündnisse mit dem Frankenreich, die das Überleben der Kleinkönigreiche sicherte und dadurch die spätere Reconquista erst ermöglichten.

 

Der niedere Adel und die Ritter der Krone

 

Der niedere oder untitulierte Adel besteht in Aragó aus den Ständen Hidalgo, Caballero und Escudero, die gewöhnlich unter der Bezeichnung Hidalgos zusammengefasst werden. Der Geblütsadel der Hidalgos „hidalgos de sangre“ kann nur durch adelige Geburt erlangt und selbst vom König nicht verliehen werden. Letztere indes, von denen der Adelstitel aus Gnaden gewonnen oder gekauft worden ist, werden „hidalgos de privilegio“ genannt.

Der Hidalgo:
Das Wort ist eine Abwandlung von hijo de algo, sinngemäß „Sohn von [einer Familie mit] Besitz“. algo ist abgewandelt von Lateinische Sprache aliquod „etwas“. Das entsprechende Pendant in Portugal ist der Fidalgo (von filho de algo). Es handelt sich somit um einen eigenständigen Grundbesitzer von Rang. Bei dem Grundbesitz handelt es sich zumeist um einen Guts- oder Wehrhof samt Land, nur selten um einen Turm oder gar eine Motte.

Der Caballero:
Caballero ist die Bezeichnung für die wehrhaften, schwer gerüsteten, berittenen Krieger (lat. Eques). Als „Ritter“ hat der Caballero folgende Voraussetzungen zu erfüllen: Er verfügt über mindestens zwei Pferde und die verlangte Rüstung, d.h. Aketon und/oder Cuirboille, Brünne, Helm, Schwert, Schild und Lanze. Die Bezeichnung ist somit vielmehr von militärischer Bedeutung und kennzeichnet keinen Besitz oder Wohlstand.

Der Escudero:
Als Escudero werden neben Schildknappen ebenfalls alle Adligen im Dienst eines größeren Herren bezeichnet, sofern sie nicht dem titulierten Adel angehören. Hierzu gehören somit durchaus auch einflußreiche Ministeriale.

Hinsichtlich der staatlichen Rechte stehen Hidalgos mit den Caballeros (Rittern) und Escuderos (Schildträger oder Adlige im Dienst eines Großen) auf einer Linie. Vielmehr werden durch diese verschiedenen Bezeichnungen lediglich unterschiedliche Privilegien und Abhängigkeiten beschrieben. So kann ein Hidalgo durchaus auch als Caballero in der Armee des Königs dienen, oder sich ein landloser Caballero als Escudero, z.B. im Range eines Sargento (Sergeant), in die Dienste eines höheren Herren begeben.

Eine Schwertleite wird als echte Standeserhöhung angesehen, als Aufnahme in den sich immer mehr verschließenden Ritterstand.

Es sind aber keineswegs immer nur junge Männer, die sich mit dem Schwert umgürten lassen. Die Ritterwürde ist auch bei Hochadeligen nicht selbstverständlich. Die Aufnahme in den Ritterstand ist sicherlich das Ziel eines jeden ritterbürtigen Adeligen, in der Realität ist sie offenbar jedoch durchaus entbehrlich, da sie doch mit erhebliche Kosten und Pflichten verbunden ist.

Caballero kann jeder Mann werden, der die Voraussetzungen erfüllt. Er verfügt über 2 Pferde und die verlangte Rüstung;  2 Schilde, Lanzen, ein Metallhelm, eine Brünne oder Cuirboille, ein Schwert, ein Aketon, und Arm- und Beinschutz.

Entgegen der Traditionen in anderen Ländern, ist hier nicht das Schwert das eigentliche Statussymbol der Caballeros, sondern die Lanze mit Pendón. Dieser Lanzenschmuck, oder eher das Recht diese zu führen, empfängt der Caballero bei der Vergabe seines Titels. Ein Pendónträger hatte auch das Recht, eine Kopie seines Pendón aus Metall auf seine Burg oder Haus zu setzen, sowie das Recht dieses Wappen auf Schild und Schabracke zu führen  Das Recht sein Wappen auf einen Waffenrock zu tragen, erhält er indes später.

Dieses Fähnlein führen die Caballeros so lange, wie sie noch keine ausreichende Anzahl an Lehnsleuten vorweisen, oder andere Caballeros besolden können. An der Seite des Caballeros und unter seinem Pendón, kämpfen seine Escuderos, Peones etc. wenn er dergleichen unterhalten kann. Kann er dieses nicht, so ist es seiner Würde nicht nachteilig, der Lehnsmann eines reicheren oder mächtigeren Herrn zu werden, Sold von demselben anzunehmen, und unter dessen Confanón Dienst zu tun. Erlauben es aber seine finanziellen Mittel, für sich selbst ein ansehnliches Gefolge von Caballeros, Escuderos und Peones zu unterhalten, so bittet er seinen Dienstherrn, sein Pendón in ein Confanón zu verwandeln.

In einer feierlichen Zeremonie entfernt man dabei das Pendón von der Lanze, und diese geringe Handlung  macht aus dem Caballero einen „Caballero con Bandera“. Als Abschluss dieser Zeremonie bekommt der Caballero con Bandera seinen Waffenrock, sein Confanón, und häufig ein neues Schwert von seinem Lehnsherrn überreicht, welches gemäß den alten Traditionen ein Meisterstück mit Namen ist. Für den neuen Caballero con Bandera ist dies oft die höchste der Ehren, ist er doch ab jetzt vollwertiger Caballero de la Corona d´Aragó.

Dieser Vorzug ist so lange bei der Familie des Caballero con Bandera erblich, so lange sie die erforderliche Anzahl Caballeros und Escuderos, häufig 25, meist aber wenigstens „zehn Helme oder Spieße wohlerzeugter Leute”, gegen den Feind stellen und unterhalten kann.

Das Confanón (von: fränk. gundfano oder gonfalon (Kampffahne)) bezeichnet indes die rechteckige Fahne oder das Banner, welches von einem vertikalen Stab weht und das auf dem Schlachtfeld auch häufig als Sammelpunkt benutzt wird.