De la Rioja

Die Legende von De la Rioja erzählt uns von einer mysteriösen Gestalt, die auch unter den Namen Seelentöter bekannt ist. Viel weiß man über ihn allerdings nicht und die meisten Menschen in La Corona d´Aragó halten ihn vielmehr für eine Sagengestalt und Kinderschreckfigur. Manche Menschen behaupten jedoch, diese Kreatur tatsächlich gesehen zu haben. Wie ein in Vergessenheit geratener Kult von dunklen Hexern, geistert er noch immer in den Alpträumen der Menschen.

Er wurde von Oliviér le Trobador, ein Geschichtensammler aus Barca, vor Hunderten von Jahren folgenderweise beschrieben;

„De la Rioja reitet nachts auf einem schwarzen Pferd mit roten Augen und Feuer schnaubenden Nüstern. Seinen Kopf, verborgen durch einen spiegelnden Maskenhelm,  hält er meist unter dem Arm oder hält ihn hoch in die Luft um das umgrenzende Gebiet überblicken zu können. Er trägt eine unnatürlich schwarze Rüstung, dessen Metall schillert in einem unirdischem und betörenden Glanz. Sein aus Rabenfedern bestehender schwarzer Umhang weht geisterhaft hinter ihm her. In der Hand hält er eine Peitsche, die aus einem menschlichen Rückgrat, und Knochen seiner Opfer gefertigt wurde, oder ein flammendes Schwert, was in dem Volksmund als „La espada del sufrimiento“, die Klinge des Leids, bekannt ist. De la Rioja erscheint aus dem Nichts – oft bricht er direkt aus dem Unterholz oder aus einem See hervor. Seine überraschten Gegner sind nahezu chancenlos und noch ehe sie zurückschlagen können, verschwindet er bereits wieder, nur um aus einer anderen Richtung erneut unerwartet zuzuschlagen.“

Seine wahre Identität sei niemandem außer der „Dama del Lago“ bekannt. Einige sehen in ihm eine Personifikation des Bösen, einer Verkörperung der Mißachtung und Verfälschung der edelsten Tugenden. Andere glauben, daß es der einstige Verehrer der „La Dama del Lago“, Jorge Rodut, sei, der zu neuem Leben erwacht sein soll. Die Geschichte von Oliviér le Trobador erzählen derweil, daß er die Wiedergeburt eines Ritter war, dessen Vorliebe in der Enthauptung seiner Feinde bestand. Als seine krankhafte Verehrung und wahnsinnige „Liebe“ für die „Dama de Lago“ immer mehr einem rücksichtslosen Streben nach Ruhm und Macht glich und zuletzt der blutrünstigen, mörderischen Raserei verfiel, da habe die „Dama del Lago“ gar selbst eingegriffen. Sie tat dies, indem sie De la Rioja wortwörtlich den Kopf verdrehte. Ob dies andere, längst in Vergessenheit geratene düstere Götter wohl erzürnte, ist aus den Legenden heraus nicht einwandfrei zu klären. Darin nahm er indes die Form eines kopflosen Reiters an und soll seitdem ausziehen, um sich die Seelen Unschuldiger zu holen. De la Rioja erscheint als ein unsterblicher Rachegeist, denn so haben in den Mythen normale Waffen keinerlei Wirkung auf seine spukhafte Gestalt. Auch sein Ross zeige durchaus ähnliche grauenerregende Eigenschaften.

Es heißt, daß jeder Ausritt von De la Rioja mit dem einer Person einhergehe. Laut Oliviér le Trobador spreche der unheimliche Reiter selten und zwar nur zu Beginn einer jeden einzelnen Erscheinung. Mit quälend rasselnder Stimme, lasse er den Namen des Todgeweihten erschallen. Dabei handele es sich aber nicht allein um eine Todeswarnung, vielmehr rufe De la Rioja damit die Seele des Betroffenen an und binde sie an sich. Schützen oder verstecken könne man sich vor De la Rioja nicht, seine Augen sähen alles, und jedes noch so gut verriegelte Tor spränge auf sobald er darauf zu reitet.

Einzig mit einer Münze oder einem anderen Gegenstand aus Gold kann man ihn wohl vorübergehend vertreiben und den Bund der Seele brechen. Denn seine Habgier, welche De la Rioja zu Lebzeiten zum Verhängnis wurde, verfolge ihn auch in seinem untoten Dasein. Die Geschichte besagt außerdem, daß wo auch immer der kopflose Reiter stehen bliebe, ein Mensch sein Leben verlieren würde. Wer es wagte ihn auf seiner Reise heimlich zu beobachten, oder ihn sogar zu verfolgen, dem würde ätzendes Blut ins Gesicht geschüttet oder er würde auf einem Auge erblinden.

Für viele Ritter wäre es die letzte und edelste Aufgabe, De la Rioja letztlich im Zweikampf zu besiegen und ihnen wäre ein Schluck aus dem Kelch der „Dame“ gewiß. Doch nicht wenige hätten bei dem Versuch ihr Leben gelassen. Natürlich blieb uns Oliviér le Trobador die Antwort schuldig, warum man dann soviel von dem kopflosen Reiter wisse und wer davon berichten konnte. Ist es letztlich doch nichts weiter, als eine der vielen Legenden Aragós?

Als berühmt gelten seine letzten Worte, immer hörbar kurz bevor er verschwindet:

„No pasarán!“
(Niemand wird passieren!)