In den Legenden der Altvorderen sind viele Begegnungen mit der „Dama del Lago“, der Dame vom See, niedergeschrieben. Jedes Zusammentreffen geht in die Erzählungen und Dichtungen jenes Landes ein und bereichert sie. In vielen Dörfern und Städten stehen kleine Kapellen oder Schreine zur ihrer Verehrung. Im Verlauf vieler Jahrhunderte hatte sich die Sage der „Dama del Lago“ und ihres heiligen Bechers zur dominierenden Religion entwickelt, und das Symbol der „Dama del Lago“ oder ihres Kelches findet man allüberall.
Oliviér le Trobador, ein berühmter Geschichtensammler und Kartograph beschreibt sie folgenderweise:
Die „Dama del Lago“ ist eine ehrfurchtgebietende Gestalt aus den Mythen und Legenden unsere Vorfahren. Die Anbetung dieser Göttin läßt sich bis in uralte Zeiten zu dem uralten steinzeitlichen Bewohner unseres Landes zurückverfolgen. Mann betrachtet sie als Göttin der Ehre und der Tugend, die zu jeder Zeit die Tapferen begünstigt und die Unehrenhaften verachtet , und betet zu Ihr da sie das Volk beschützt und seinen Feldern, Obstgärten und Weingärten Leben einhaucht.“
Sie manifestiert sich ausschließlich in den grünen Tiefen des Landes, wo sie sich erhebt aus den Tiefen der Seen, Quellen und reinen Gewässer, aus den Lichtungen der Wälder und inmitten der uralten Steinkreise, welche unsere Vorfahren vor langer Zeit errichteten.
Nur wenige dürfen das Erscheinen der „Dama del Lago“ beobachten, und wer sie gesehen hat, gilt als besonders von ihr begünstigt. Sie erscheint an solchen Orten, wo die Kräfte der Erde nahe der Oberfläche fließen. Nur diejenigen, die bereit sind extreme Gefahren auf sich zu nehmen, haben die Chance einen solchen Ort jemals aufzuspüren. Die Menschen glauben, daß ein Mensch, der sich auf der Suche nach der „Dama del Lago“ befindet, sie nur finden kann, wenn sie ihn durch Träume und Visionen leitet.
Nur wenn die bedingungslose Hingabe dieser Suchenden, ihre Tapferkeit und ihre außer-gewöhnliche Tugendhaftigkeit die „Dama del Lago“ bewegt, erhalten sie die Ehre, ihre Nähe zu Lebzeiten genießen zu dürfen. Jene Glücklichen, welche die „Dama del Lago“ in irgendeiner ihrer Erscheinungs-formen zu Gesicht bekommen, zeigt sie sich erst in Form eines wallenden weißen Nebels oder Gases, dann immer als eine Frau von außergewöhnlicher Schönheit.
Sie tritt als badende Jungfer am Ufer eines Sees, eines Flusses oder eines Quellteichs in Erscheinung, welche sich majestätisch wie eine Königin aus den Wassern erhebt, oder schwebend auf einem wallenden Nebel zur Lichtung eines Waldes, gekleidet als Jägerin und in Begleitung eines Wolfes.
Sie leuchtet wie der Mond und spricht eher mit Gesten als mit Worten. In ihren Händen trägt sie einen schimmernden Kelch, in dem sich flüssiges Licht zu befinden scheint. Den von ihr am meisten Begünstigten betraut die „Dama del Lago“ mit wichtigen Aufträgen, oder sie stellt ihnen eine Aufgabe.
Wird diese nach ihrer Zufriedenheit gelöst oder beantwortet, so bietet die „Dama del Lago“ den Glücklichen als Dank einen Trunk aus ihrem Kelch an. Diese Segnung mit göttlicher Labung hat stets beeindruckende Folgen für den Helden.
Diejenigen jedoch, die sich ihrer Queste nicht gewachsen zeigen, welche ihre Aufgabe nicht mit aller Kraft und aus reinem Herzen zu erfüllen oder sie gar zu hintergehen trachten, diese spüren ihren fürchterlichen und oft qualvollen Zorn!
Die „Dama del Lago“ und ihr Kelch waren und sind für den alten Ehrenkodex der Ritter von grundlegender Bedeutung. Obwohl der Kodex der Ritter und die Gesetze der Ehre aus den Traditionen des Rittertums und aus den Kriegertugenden entstanden, so besteht doch auch eine enge Verbindung zu den Legenden der „Dama del Lago“.
Ihre Anhänger glauben, daß ein Mensch, welcher der „Dama del Lago“ sein ganzes Leben lang treu ergeben war, in ihre Heerscharen aufgenommen wird und bis in alle Ewigkeit an ihre Seite dienen darf. Das Höchste vom ihnen angestrebte Ziel ist es also, von der „Dama del Lago“ begünstigt zu werden.
Sie ist es, die Ehre und Tugend belohnt!
„Por Honor y Virtud, siempre Tuya !“
(für Ehre und Tugend, Ewig dein !)
Das Streben nach Ehre und Tugendhaftigkeit, spiegelt die Ergebenheit zu ihr wider. Wenn sich ein Ritter bereitwillig und furchtlos auf die gefährliche Suche nach der „Dama del Lago“ begibt, findet er sie vielleicht irgendwann und vermag aus ihrem schimmernden Kelch zu trinken. Sodann geht er einher mit jenen Helden aus den Legenden der Altvorderen. Diese Ritter erhalten die Ehre und die Tugenden unter den Menschen aufrecht und beschützen das Land, indem die „Dama del Lago“ verweilt. Als ihre Paladine erlauben sie keinem Übel der Welt ihre heiligen Stätten zu entweihen oder sie durch ihre Anwesenheit zu beleidigen.