Vor lange Zeit, als die Waldwesen noch in Harmonie mit den Sterblichen lebten, gab es in Aragó die Sippe von Ulrich von Gevodan. Seine „Kinder“ wie sie genannt wurden, waren allesamt Wolfsmenschen, die die Fähigkeit besaßen sich beliebig in Mensch oder Wolf zu verwandeln. Mit den Jägern der Sterblichen teilten sie das Wald und ihre reiche Beute, und alles war gut. Doch kam in diesen Tagen ein böser Magier aus Tolosa nach Ibernia, der eifersüchtig auf die Gabe von Ulrich und seinen Kindern war. Mit gespaltener Zunge setzte er den anderen Menschen schlechte Gedanken in ihre Köpfe, und gemeinsam fingen sie an, Jagd auf Ulrich und seine Sippe zu machen. Durch eine List gelang es ihnen eines Tages, eine der Töchter Ulrichs gefangen zu nehmen. Der Magier ließ ihm daraufhin die schlichte Nachricht zukommen, „Stelle dich uns, oder deine Tochter stirbt!“
Durch die Liebe für seine Kinder, sah Ulrich keine andere Lösung als der Aufforderung des Magiers zu folgen. Alleine begab er sich auf dem Wege zu dessen Turm, da er dem Rest seiner Kinder verboten hatte, ihm dorthin zu folgen.
Hier angekommen, wurde er sofort von den Schergen des Magiers in mächtige Ketten geworfen und zu ihm geführt. „Wenn das Leben deiner Tochter dir lieb ist, “ so drohte der Magier, „übergibst du mir sofort deine Kräfte, oder ich schlitze ihr die Kehle durch!“
Ulrich, voller Trauer, musste machtlos zusehen wie seine Tochter unter den Qualen des Magiers und seine Schergen gelitten hatte, und konnte nichts anderes tun, als dem Magier sein Geheimnis preiszugeben…
Dieser, jetzt im Besitz der Fähigkeit die Gestalt eines Wolfes anzunehmen, brach jedoch sein Wort, brachte die Tochter von Ulrich mit einem einzigen schnitt seines Dolches um. Dämonisch grinsend trat er nun auf Ulrich zu, bereit auch ihm den Gnadensstoß zu geben, als plötzlich ein helles blendendes Licht den Raum füllte.
„Nie wieder wirst du einem meiner Schützlingen schaden, oder wird einer deiner Sorte Macht in meinem Reich haben!“ klang eine göttliche Frauenstimme. „Dich aber, der Du für alle Zeiten das heilige Bündnis zwischen Tier und Mensch zerbrochen hast, verfluche ich auf Ewig als Mischling der Beiden über die Welt zu ziehen, gejagt und verfolgt von jedem!“
Einen Donnerschlag klang, und der Magier war wie vom Erdboden verschwunden. „Dich, mein Freund…“ so sprach die Stimme zu Ulrich, „ Dich und Deine Sippe, nehme ich unter meinem Schutz. Allerdings müsst ihr Euch alle für eine Form entscheiden, und die Wahl zwischen Wald oder Stadt treffen, da auch ich das Bündnis nicht wieder herstellen kann.“
Erneut klang einen Donnerschlag und Ulrich befand sich wieder in dem Wald, direkt neben seiner Wohnstatt, wo er voller Freude von seiner Sippe begrüßt wurde. Man sagt, dass der Fluch, welchen die „Dama del Lago“ dem Magier auferlegt habe, sorge bis heute dafür das Magier in Aragon keine böse Mächte einsetzen könnten.
Wer jetzt von Ulrich´s Kinder welche Wahl getroffen hat, dies bleibt indes auf ewig ein Geheimnis. Aber noch immer sagt man in Aragó, wenn die Wölfen des Nachts heulen:
„Höre, wie Ulrich´s Kinder ihrer verstorbenen Schwester zusingen! “